Günter Grass zum 90. Geburtstag

Einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart, der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, wäre am 16. Oktober 2017 90 Jahre alt geworden. Er stammte aus Danzig, wo seine Eltern ein Lebensmittelgeschäft betrieben, das vor allem von seiner Mutter geführt wurde.

Auffällig an seinem Geburtshoroskop ist die Waage-Betonung (Sonne, Mars, Aszendent), was auf einen Menschen schliessen lässt, der sehr kontaktfreudig und charmant ist, sich gerne mit schönen Dingen umgibt und eine künstlerische Ader hat. Tatsächlich hat sich bei Grass schon früh ein Zeichentalent bemerkbar gemacht, und er begann nach dem Krieg an der Düsseldorfer Kunstakademie Graphik und Bildhauerei zu studieren. Neben ersten Ausstellungen von Plastiken und Graphiken in Stuttgart und Berlin hatte er in den Jahren 1956/57 aber auch begonnen, schriftstellerisch tätig zu werden. 1956 debütierte er als Lyriker, 1957 als Dramatiker und Librettist von Balletten. Bis 1958 entstanden vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die Grass dem poetischen oder absurden Theater zuordnet, die aber weniger bekannt sind. Mit seinem ersten Roman Die Blechtrommel, der während Grass’ Aufenthalten in Frankreich und der Schweiz entstanden war, gelang 1959 dem damals 31-Jährigen der literarische Durchbruch.

Seit jeher war Grass das „Schreiben gegen das Vergessen“ enorm wichtig, und folgerichtig thematisierte er in mehreren Romanen die Zeit des Nationalsozialismus sowie die Schuld der Deutschen an deren verbrecherischen Machenschaften.

Mit 4 Planeten im 4. Quadranten (Neptun, Venus, Sonne und Mars) ist es klar, dass sich ein Mensch der Gesellschaft, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen sollte, und das tat Grass sowohl durch seine literarischen Veröffentlichungen als auch seine politischen Statements, die er später als bedeutender Schriftsteller immer wieder abgab.

Der Waage-Aszendent bezieht sich sehr auf andere Menschen, ist charmant, taktvoll, umgänglich, diplomatisch, strebt nach Gerechtigkeit, Harmonie und Frieden und kann gut objektivieren. Nur ungern zerstört er das Bild von sich selbst als friedliebendem Menschen, daher blieb die Tatsache, dass Grass sich als Jugendlicher freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte und im Alter von 17 Jahren zur Waffen-SS eingezogen wurde, der Öffentlichkeit lange unbekannt (obwohl er seinem Verleger Klaus Wagenbach Anfang der 60-er Jahre davon erzählt hatte). In seiner 2006 erschienenen Autobiographie „Beim Häuten der Zwiebel“ bekennt Grass seinen Fehler ein, ist sich aber letztlich nicht ganz im klaren, warum er sich überhaupt zur Wehrmacht gemeldet hatte, und versucht seine Erinnerung, wie eine Zwiebel, Schicht um Schicht freizulegen.

Venus als Herrscherin der Waage und somit Geburtsherrin steht in Jungfrau im 11. Haus: Es liegt in der Natur des Schriftstellers, sich sehr kritisch und analytisch mit sich selbst und den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Er braucht Vernunft und Sachlichkeit, um sein inneres Gleichgewicht zu finden, und das findet er am ehesten bei einer künstlerischen Betätigung. Auch wenn die Waage (Sonne, Aszendent) grossen Wert auf ein ästhetisches Äusseres legt, gibt sich die Jungfrau-Venus eher zurückhaltend. Im Kleiderstil wird das Praktische und Solide hervorgehoben (lange Zeit bevorzugte Grass erdfarbene Cord-Anzüge bzw. Cord-Hosen mit Tweed-Sakkos) – die Brille sollte jedoch dazupassen, und um seine vorstehende Unterlippe zu kaschieren, liess er sich einen Schnurrbart wachsen, den er bis an sein Lebensende beibehielt. Also durchaus kleine waage-mäßige Eitelkeiten.

Die doppelte Waage-Betonung fokussiert das private Interesse auf Partnerschaft und Beziehung. Grass hatte mehrere belegte Beziehungen, war zweimal verheiratet und Vater von insgesamt 6 Kindern mit verschiedenen Müttern. Bei aller Du-Bezogenheit möchte eine Waage-Sonne jedoch nicht vereinnahmt werden, sondern liebt das Gefühl der Freiheit und inneren Unabhängigkeit.

Dass eine künstlerische Betätigung für Grass wichtig und notwendig war, bestätigt die Stellung der Sonne im 12. Haus. Da sein Vater weder abwesend noch Arzt oder Alkoholiker war, verweist die Sonnenstellung im 12. Haus, noch dazu als Herrin des 10. Hauses, wohl auf eine eigene künstlerische Laufbahn aus Berufung. Aber auch Neptun als Herr von 5 in 10 kann als Ausdruck einer besonderen Kreativität verstanden werden, die sich als Berufung manifestierte.

Das verunsicherte, geschwächte Ego, das bei einer Sonne im Fall (Waage) in Konjunktion mit einem Exil-Mars (ebenfalls in Waage) vorausgesetzt werden darf, dürfte Grass gut kompensiert haben: erstens verleiht eine Sonne-Mars-Konjunktion ja eine gewisse Dynamik, und zweitens ist das Quadrat zwischen Sonne und Pluto für ein enormes Kraftpotenzial verantwortlich. Autoritäre Macht erlebte Grass nicht durch den Vater, der ein unauffälliger, aber verträglicher und angenehmer Zeitgenosse war (Waage-Sonne), sondern als Jugendlicher durch die Wehrmacht-Offiziere im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Diese nazi-ideologisch verbrämte Machtausübung war ihm ein Gräuel, das er in seinen Büchern immer wieder thematisierte (ebenso wie deren Folgen für Deutschland), wodurch er im Laufe seines Schriftstellerlebens selbst zu einer Autorität des Gewissens wurde, die sich immer wieder wortreich zu den politischen Geschehnissen in der Bundesrepublik Deutschland äusserte.

Mit der Sonne im 12. Haus ist aber auch oft eine Suchtproblematik verbunden. Wie stark diese bei Grass ausgeprägt war, kann ich nicht beurteilen, fest steht, dass es unzählige Fotos von ihm gibt, die ihn mit Zigarette oder später mit Pfeife zeigen, die zu einem Markenzeichen wurde.

Der Mond in Krebs im 9. Haus ist ein Indiz für Grass‘ innige Beziehung zu seiner Mutter, der er sich bis ins Teenager-Alter zärtlich verbunden fühlte, und die auch seine künstlerischen Ambitionen förderte, beispielsweise indem sie ihm Zugang zu ihrer belletristischen Bibliothek gewährte und sein Zeichentalent lobte, aber auch, indem sie ihm in gewisser Weise ein künstlerisch begabtes Vorbild war, da sie recht gut Klavier spielen konnte und ihren Sohn auch immer wieder damit erfreute. Bei solchen Gelegenheiten kuschelte sich der auch schon Heranwachsende immer noch gerne auf den Schoß der Mutter, wie er in seiner Autobiographie bekennt. Er blieb also gerne noch länger Kind als unbedingt nötig. Die Mond-Stellung erklärt auch seine spätere Kinderliebe, aber auch seine Leidenschaft fürs Kochen, und sie dient auch als Erklärung für sein zeitweiliges Leben im Ausland (mehrere Jahre verbrachte Grass in Frankreich, der Schweiz sowie in Indien). Da seine Heimatstadt Danzig nach dem Krieg an Polen fiel, kann auch sein Leben in Deutschland gewissermaßen als „im Ausland“ bezeichnet werden.

Grass‘ Verhältnis zu Frauen dürfte zwiespältig gewesen sein: einerseits war er durchaus ein Familienmensch, der mit seiner ersten Frau, einer Tänzerin, 4 Kinder hatte, der aber dennoch das Leben eines unabhängigen Künstlers führte und Wert darauf legte, mit ungewöhnlichen und eigenständigen Frauen zusammen zu sein (Mond Quadrat Uranus): unter den weiteren Partnerinnen war eine Malerin, eine Lektorin und eine Organistin, die er später auch heiratete. Auf aktive Partnerinnen verweist auch der Deszendent in Widder, allerdings dürfte es schon hin und wieder heimliche Liebschaften gegeben haben, denn Mars steht im 12. Haus der Heimlichkeiten und Betrügereien. Neben der liebevollen Gefährtin und Mutter seiner Kinder (Mond in Krebs) war ihm aber auch eine vernunftbetonte Partnerin wichtig, die Freundin und Geliebte gleichzeitig sein und seinem Bedürfnis nach einer festen Basis der Beziehung, nach Zuverlässigkeit und Treue gerecht werden konnte (Venus in Jungfrau im 11. Haus). Die Venus in 11 begünstigt aber auch Freundschaften mit Gleichgesinnten. Legendär ist Grass‘ Freundschaft mit Willy Brandt, für den er auch zeitweise als Redenschreiber agierte. Brandts politische (sozialdemokratische und antifaschistische) Ideologie wurde von Günter Grass mitgetragen.

Die Position der Geburtsherrin Venus im 11. Haus ist auch ein Hinweis darauf, dass Grass sich für verschiedene Gruppen engagiert hat, darunter mehrere Schriftstellerverbände. Die Stellung des Saturn in Schütze belegt, dass Grass die Suche nach der Wahrheit, nach dem Sinn sehr wichtig war, und dass er danach trachtete, auf seinem Gebiet zur Autorität zu werden. Durch unermüdliche Bemühungen gelangte er zu Ehre und Ansehen (Saturn Trigon MC), seine Fähigkeiten und Talente verhalfen ihm zu seinen Selbstwert und liessen ihn dadurch auch Sicherheit finden (Saturn in 2). Im Jahr 1999 erhielt Günter Grass den Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk. Darüber hinaus hat Grass noch etliche andere Literaturpreise und Auszeichnungen erhalten, und er wurde Ehrendoktor mehrerer Universitäten in verschiedenen Ländern. Nach ihm benannte Museen gibt es in seiner Geburtsstadt Danzig sowie in seinem letzten Wohnort Lübeck.

Am 13. April 2015 verstarb Günter Grass in einer Lübecker Klinik an einem Krankenhauskeim. Der transitierende Saturn hatte seine Geburtsposition auf 4° Schütze erreicht und somit einen Lebenszyklus abgeschlossen. Der laufende Pluto auf 15° Steinbock hatte sich in Opposition zu seiner Geburtsposition gebracht, während Uranus ein genaues Quadrat zum Geburts-Pluto bildete.

Grass hatte zu Lebzeiten Einwände gegen ein Denkmal in seiner Geburtsstadt gehabt, weshalb bis zu seinem Tod in der Nähe seines Geburtshauses nur eine auf einer Parkbank platzierte Bronzefigur von Oskar Matzerath (der Hauptfigur des Romans „Die Blechtrommel“) an den Schriftsteller erinnerte. Am 16. Oktober 2015, ein halbes Jahr nach seinem Tod und gleichzeitig an seinem 88. Geburtstag, wurde eine größere Bronzefigur von Grass – mit einem Buch und einer Pfeife in der Hand – auf die andere Seite der Parkbank gesetzt. Sie war 13 Jahre zuvor errichtet, aber den Wunsch des Autors respektierend nie aufgestellt worden.