Alfred Adler – zum 150. Geburtstag

Alfred Adler wurde am 7. Februar 1870 in Wien als 2. Sohn einer aus Ungarn stammenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Die Sonne in seinem Geburtshoroskop steht im Zeichen Wassermann in Konjunktion mit Mars, Krebs ist das Zeichen am Aszendent, an den sich der Sonnenherrscher Uranus schmiegt. Schon daran erkennen wir die Eckpunkte seines Charakters: ein sensibler, mitfühlender, fürsorglicher Mensch, der seine Empathie nicht nur nach aussen zeigte, sondern sich aktiv und mutig für andere einsetzte (Sonne Konjunktion Mars in Wassermann im 8. Haus) und dabei auch neue Wege beschritt (Uranus Konjunktion Aszendent).

Er litt an Rachitis und wäre mit 4 Jahren beinahe an einer Lungenentzündung gestorben, was uns der progressive Mond in Zwillinge (Lunge) in Opposition zu Saturn (Todesgefahr) anzeigt.

Nach der Matura studierte Adler an der Universität Wien Medizin und wurde zunächst Augenarzt, bevor er sich als Allgemeinmediziner niederließ, wo er mit der Armut vieler Patienten konfrontiert war, die oft unter unzumutbaren Bedingungen lebten. Diese Erfahrung machte ihm die Notwendigkeit sozialmedizinischer Betreuung bewusst, die er in Wien mit Hilfe reformfreudiger Politik vorantrieb. Da er in einer zunehmenden Mondphase geboren ist (Quadrat), ist es auch seine Aufgabe, etwas auf die Beine zu stellen.

In Adlers Radix stehen fast alle Planeten (bis auf Uranus und Saturn) in der oberen Hemisphäre, das heisst, er ist sehr kommunikativ und braucht andere Menschen, um sich seinen Anlagen entsprechend verwirklichen zu können. Er hat aber auch die Aufgabe, seine Potenziale der Allgemeinheit und sich selbst der Öffentlichkeit und Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Das MC, das Hinweise auf den Beruf und die eigene Lebensausrichtung gibt, steht in Fische, was uns den mitfühlenden Menschen aufzeigt, der seine Berufung in einer helfenden, heilenden oder sozialen Tätigkeit findet.

Adler begann sich mehr und mehr für Psychologie zu interessieren, was gut zum Krebs-Aszendenten passt und sich auch im Quadrat zwischen Mond und Merkur zeigt. Ab 1902 nahm er an den Diskussionsrunden der Mittwochabend-Gesellschaft von Sigmund Freud teil, entwickelte jedoch schon bald eine von Freuds Psychoanalyse abweichende, eigenständige Lehre. Kein Wunder, mit Merkur in Wassermann ist er in seinem Denken unkonventionell und eigenwillig, ein Widerspruchsgeist, der Regeln und vorgegebene Rahmenbedingungen nur schwer akzeptieren kann.

Adler sah den Menschen nicht von Trieben bestimmt, sondern als freies Wesen, das die kulturellen Aufgaben lösen muss, die ihm das Leben stellt (eine gute Analogie zur Wassermann-Sonne im 8. Haus). Diese Gegensätze der Anschauungen führten 1911 zum Bruch mit Freud. In seiner 1907 publizierten Studie über Minderwertigkeit von Organen legte Adler seinen Standpunkt und seine neuen Ideen dar. Seine Lehre bezeichnete er als Individualpsychologie (ein fast zwingender Name für einen individualistisch ausgerichteten Wassermann-Geborenen), weil er in seiner Arztpraxis zu dem Schluss kam, dass jeder Patient als Unwiederholbar-Einmaliges, als Individuum und als Ganzheit körperlich zu behandeln und psychisch zu verstehen sei. Er prägte die Begriffe „Minderwertigkeitsgefühl“ und „Minderwertigkeitskomplex“.

Beim Beobachten von Organunzulänglichkeiten konnte Adler feststellen, dass Körper und Psyche die Tendenz haben, diese auf irgendeine Art zu kompensieren. Diese Situation der Minderwertigkeit oder Unterlegenheit fand Adler im psychischen Bereich vor allem bei den drei Lebensaufgaben Arbeit – Liebe – Gemeinschaft. Die menschliche Psyche hat die Tendenz, einen Zustand der Unterlegenheit durch ein hervorgehobenes Geltungsstreben zu kompensieren, wobei nicht selten andere Menschen klein gemacht werden, um selbst besser dazustehen. Adler begründete ein derartiges Minderwertigkeitsgefühl mit einem Mangel an Geborgenheit, dem der Mensch in früher Kindheit ausgesetzt gewesen war, sodass er sich nicht wirklich „aufgehoben“ fühlen konnte – im Unterschied zu ihm selbst, der mit einem in Stier erhöht stehenden Mond in Konjunktion zu Jupiter ausgestattet war. Daraus können wir schließen, dass er von der Familie geliebt und gefördert wurde. Dass das Verhältnis zur Mutter trotzdem nicht so innig war, liegt wohl an der Position des Geburtsherrschers Mond im 11. Haus, was doch eine gewisse Distanz zur Mutter aufzeigt. Freundschaften und und Unternehmungen mit Gleichgesinnten spielen bei dieser Mond-Stellung eine beinahe wichtigere Rolle als die eigene Familie. Ausserdem läuft der Mond nach Jupiter noch auf Pluto zu, sodass die Liebe zur Mutter mit emotionalem Schmerz verbunden gewesen sein könnte.

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war eine Blütezeit der Individualpsychologie. Sein uranisch geprägtes Wesen machte es Adler leicht, sich an den Reformen des Roten Wien zu beteiligen. Die Erziehungsarbeit der Kinderfreunde und die städtische Kinder- und Jugendbetreuung wurden durch Adlers therapeutische Ansätze stark beeinflusst. Im Rahmen der von Otto Glöckel initiierten Wiener Schulreform konnten Adler und seine Mitarbeiter rund dreißig Erziehungsberatungsstellen in Wien eröffnen.

Die Sonnenstellung im 8. Haus bedeutet unter anderem, sich mit den Werten anderer Menschen auseinanderzusetzen – was Adler als Arzt und Psychologe natürlich ausgiebig tut. Er belässt es aber nicht beim Auseinandersetzen, sondern greift aktiv ein (Sonne Konjunktion Mars).

1897 heiratete Alfred Adler in Moskau die Russin Raissa Timofejewna Epstein (Venus im 9. Haus: Beziehung mit Ausländerin), mit der er 4 Kinder hatte – darunter die bekannte Neurologin und Psychiaterin Alexandra Adler (1901-2001). Die Ehe dürfte glücklich gewesen sein, denn erstens hatte Adler auf Frauen wohl eine charismatische Ausstrahlung mit Mond/Jupiter/Pluto, und ausserdem waren beide weiblichen Planeten (Mond und Venus) erhöht gestellt, sodass sich Frauen emotional angesprochen und verstanden fühlen konnten. Mit Venus Sextil Jupiter war Adler sicherlich ein angenehmer und grosszügiger Partner, der sich jedoch auch jene Freiräume nahm, die er aufgrund seines Berufes und seiner Studien benötigte.

Seit 1926 hatte Alfred Adler eine Gastprofessur an der Columbia University New York, und 1934, als die Lage in Europa immer bedrohlicher wurde, übersiedelte er ganz in die USA, kehrte jedoch für Vorträge immer wieder nach Europa zurück. Während einer solchen Vortragsreise starb Adler unerwartet am 28. Mai 1937 in Schottland an Herzversagen. Die Stadt Wien, die die Urne mit Adlers Asche 2011 von Edinburgh nach Wien überführen und in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof beisetzen ließ, würdigte ihren grossen Sohn u.a. auch mit der Benennung einer Straße nach ihm.