John F. Kennedy – ein Held mit Schattenseiten – Gedenken zum 100. Geburtstag

John Fitzgerald Kennedy – der legendäre amerikanische Politiker, dessen Leben und Wirken zu einem Mythos wurde – ist vor 100 Jahren, am 29. Mai 1917, geboren worden. Ums Leben gekommen ist er am 22. November 1963 durch Schüsse eines Attentäters – die genauen Hintergründe konnten bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden. Durch diesen tragischen Tod, der die Welt damals extrem geschockt hat, wurde er zur Legende.

Was sagt uns sein Horoskop über sein Leben als Sohn einer reichen Familie, seine Berufung, sein Privatleben, sein zuletzt tragisches Schicksal?

Betont sind die Elemente Luft und Erde, das weist auf Ideenreichtum, Flexibilität, Kontaktfreudigkeit, Geselligkeit, Wendigkeit hin, aber ebenso auf eine gewisse Bodenständigkeit, auf praktisches Geschick, Sinnlichkeit, Genuss- und Sicherheitsstreben, auf pragmatisches Vorgehen, Verlässlichkeit und Ausdauer.

Es zeigt sich ein neugierig-aufgeschlossener, kommunikativer, vielseitig interessierter Wesenskern mit einem wachen Verstand, Umtriebigkeit, der Fähigkeit zur Kommunikation, sowie Objektivität, Informationsaustausch und Kombinationsgabe (Sonne in Zwillinge), der sich auf charmante, einnehmende, friedvolle, diplomatische und konziliante Weise nach aussen präsentiert (Aszendent Waage).

Für einen Mensch mit einem Waage-Aszendenten ist es überaus wichtig, sich auf andere Menschen zu beziehen, sich über die anderen zu erfahren. Daher verwundert es nicht, dass auch Kennedy überaus charmant und kontaktfreudig ist und sich durch sein begegnungsorientiertes und liebenswürdiges Auftreten beliebt macht, was durch die Geburtsherrin Venus im Zwillinge-Zeichen noch verstärkt wird. Er hat das Bedürfnis, für Frieden, Harmonie und Gerechtigkeit einzutreten, und verhält sich bei Verhandlungen intellektuell und diplomatisch zugleich.

Hinter all der zur Schau gestellten Liebenswürdigkeit verbirgt sich jedoch eine durchaus dominante Persönlichkeit, denn Waage ist ja ein kardinales Zeichen.

Was bei Betrachtung des Geburtshoroskops gleich ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass 9 Planeten (alle bis auf Uranus) in der oberen, der südlichen Hemisphäre angeordnet sind, was einen Menschen charakterisiert, der den Kontakt zur Aussenwelt sucht und braucht und auch sehr offen auf andere Menschen zugeht. Dadurch wird er auch gut wahrgenommen und wirkt nach aussen stärker, als er sich innerlich wirklich fühlt. Auch wenn uns die kardinalen Achsen auf einen Macher-Typ hinweisen, der sein Leben und Schicksal selbst gestalten will, zeigt die Betonung des 3. Quadranten, dass er stark auf seine Umwelt, auf seine Mitmenschen bezogen und für seine Selbstverwirklichung sehr wohl auf andere Menschen angewiesen ist.

Dazu ist in Kennedys Radix auch das 8. Haus betont: er kommt kaum an anderen Menschen vorbei, braucht die Auseinandersetzung mit ihnen, sie lassen ihn nicht los, er muss sich auf sie einlassen (und umgekehrt). Er beschäftigt sich mit den Anliegen anderer Menschen, macht sie zu seinen eigenen, was ja für einen Politiker nicht so schlecht ist. 5 Planeten im 8. Haus (Mars, Merkur, Jupiter, Sonne und Venus) sind aber auch ein deutliches Indiz dafür, dass sich der Betreffende schon sehr früh mit Krankheit, Tod und Verlusten auseinandersetzen muss. Kennedy litt seit frühester Jugend an diversen Krankheiten, die ihm teilweise stark zusetzten, auch den Tod musste er schon in jungen Jahren in seiner unmittelbaren Umgebung kennenlernen: er selbst meldete sich im 2. Weltkrieg mit 24 Jahren freiwillig zur Marine und schafft es, Kommandant eines Torpedobootes zu werden, das allerdings von einem japanischen Zerstörer gerammt wird und explodiert, wobei einige Crewmitglieder ums Leben kommen. Zehn andere kann Kennedy jedoch durch selbstlosen persönlichen Einsatz retten, wobei er selbst beinahe ertrunken wäre. Dafür wird er später als Kriegsheld ausgezeichnet. Tragischerweise fiel sein älterer Bruder Joe ein Jahr später bei einem Kriegseinsatz, die jüngere Schwester Kathleen kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Und John F. Kennedy wurde, wie wir wissen, am 22. November 1963 in Dallas ermordet.

Die Sonne steht in Zwillinge im 8. Haus und weist auf einen Menschen hin, der vielseitig und anpassungsfähig ist und sich schnell auf neue Situationen einstellen kann, der sich ausserdem bevorzugt mit der Verwaltung fremder Werte und Besitz befasst. Bereits als Kongressabgeordneter, später als Senator und zuletzt als Präsident der USA setzt sich Kennedy als Demokrat unter anderem für einen gesetzlichen Mindestlohn, ein staatliches Gesundheitssystem und verbesserte Wohnverhältnisse ein. Später, als Präsident, schafft er die Voraussetzungen, um die Ungleichheit zwischen weissen und schwarzen US-BürgerInnen zu beseitigen. Obwohl der Kongress ein von seinem Team ausgearbeitetes umfangreiches Bürgerrechtsgesetz blockiert, wirft Kennedy sein ganzes Gewicht als Präsident (Sonne in 8) in die Waagschale und erklärt in einer grossen Rede im Juni 1963 „… diese Nation… wird erst frei sein, wenn alle ihre Bürger frei sind.“ Und er empfängt Martin Luther King im Weissen Haus.

Im 8. Haus findet sich – allerdings im Zeichen Stier – ein Stellium, bestehend aus den Planeten Mars, Merkur und Jupiter. Mit Mars Konjunktion Merkur verfügt Kennedy über eine enorme sprachliche Ausdrucks- und Durchsetzungsfähigkeit. Das bringt ihm nicht nur den berühmten Pulitzer-Preis (den begehrtesten Journalisten- und Medienpreis) für sein noch als Senator von Massachusetts verfasstes Buch „Zivilcourage“ ein, sondern sichert ihm auch einen Platz als begnadeter Redner, der einige legendäre Sätze hervorgebracht hat („Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann. Fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ 1) („Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: ‚Ich bin ein Berliner‘“ 2). Nicht nur diese beiden Reden lösten bei den ZuhörerInnen Begeisterungsstürme aus (Jupiter als Teil des Stelliums), sein rhetorisches Talent riss andere Menschen bei vielen Gelegenheiten mit. Bei seinen Aktivitäten liess Kennedy sich von hohen Idealen und Wertvorstellungen leiten, oftmals gelang es ihm, andere von seinen Vorhaben und Vorstellungen zu überzeugen, da er sehr entschieden und nachdrücklich seine Ansichten und Meinungen zum Ausdruck brachte, sich aber dennoch auch von vernünftigen und praktikablen Argumenten leiten liess (Stellium im Erdzeichen Stier).

Seine Weitsicht und sein politischer Instinkt kommen ihm vor allem im Oktober 1962 zugute, als auf Kuba stationierte sowjetische Atomraketen entdeckt werden, die fähig wären, die grössten Städte der USA binnen weniger Minuten komplett zu zerstören und daher eine Reaktion der USA erfordern. Seine Militärberater plädieren für Krieg, wollen dafür sogar mehrere Millionen Opfer in Kauf nehmen. Kennedy zögert, denn er will einen Atomkrieg um jeden Preis vermeiden, und lässt sich dafür auf einen Machtpoker mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow ein. Er droht allerdings in einer Fernsehansprache am 22. Oktober 1962, die sich sowohl an das amerikanische Volk als auch an die Sowjetunion richtete, mit einem Atomkrieg, sollten die Raketen nicht wieder abgezogen werden. Chruschtschow zeigt Nerven und lässt Frachtschiffe mit weiteren Atomraketen an Bord kurz vor Havanna wieder umkehren. Die erfolgreiche Bewältigung dieser Krise, die die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs gebracht hatte, kann als einer der größten außenpolitischen Erfolge Kennedys angesehen werden.

Das Quadrat zwischen dem Stellium und dem Singleton-Planeten Uranus, der als einziger in der unteren Hemisphäre steht, verleiht Kennedy die Fähigkeit, Dinge und Situationen aus der Distanz zu überblicken, Zusammenhänge blitzartig zu erkennen und originelle Lösungen zu finden.

Beruf und Berufung sind durch das MC gekennzeichnet: Krebs an der Spitze des 10. Hauses weist auf einen Beruf hin, der nach den Vorgaben der Familie ergriffen wird und der der Familientradition entspricht (beide Grossväter und Kennedys Vater waren in der Politik tätig).

Weiters sticht der elevierte (höchststehende) Saturn in Krebs in Konjunktion mit dem MC ins Auge. Wenn Saturn eleviert ist, wird die Berufung zwingender, der Mensch hat weniger persönliche Gestaltungsmöglichkeiten. Sicherlich ist hier auch ein grosser Wunsch nach Anerkennung vorhanden. Saturn ist aber auch Herr von 4 und stellt daher ebenfalls ein Familienthema dar: der ehrgeizige, reiche, strenge und skrupellose Vater gibt den Lebensweg seines Sohnes vor, er erwartet Leistung (sein Ausspruch: „In dieser Familie wollen wir nur Gewinner“), er ist der Maßstab für die Lebensausrichtung zumindest der Söhne: so muss Jack nach dem Tod des älteren Bruders die Politikerlaufbahn einschlagen, er wird zunächst Kongressabgeordneter, danach mit Hilfe von Vaters Millionen Senator von Massachusetts, was ihm als Sprungbrett ins Weisse Haus dient, denn das Amt des US-Präsidenten ist das, was Joseph Kennedy für seinen Sohn vorschwebt. Dieser grossen Erwartungshaltung muss der Sohn gerecht werden, und er unternimmt auch besondere Anstrengungen, um den Ehrgeiz seines Vaters zufriedenzustellen. Und die Rechnung des alten Herrn geht auf: Jack schafft es – nicht zuletzt dank seiner bezaubernden Ehefrau Jacqueline Bouvier – dieses hohe Ziel zu erreichen.

Doch auch wenn Kennedy dank der Unterstützung seiner Familie sozusagen in Weisse Haus „getragen“ wurde – emotionale Geborgenheit gab es für ihn wohl nicht in dieser irisch-stämmigen katholischen Familie. Sowohl der Mond in Jungfrau als auch Uranus im 4. Haus weisen auf ein Elternhaus hin, das wenig Herzlichkeit und Wärme zu geben hat. Mond in Jungfrau zeigt uns auch eine Mutter, für die das Nützlichkeitsdenken im Vordergrund steht und die mit Gefühlen eher zurückhaltend ist. Der Mond steht zudem im Leerlauf – er trifft über 4 weitere Zeichen auf keinen Planeten – Kennedy empfand sich, wie er später gestand, als einsames Kind, das von der Mutter nie Zärtlichkeiten oder Umarmungen erhielt. So verwundert es nicht, dass Kennedy selbst auch nicht besonders zärtlich, sondern eher von seinen Gefühlen abgespalten war (Mond in Jungfrau in 11). Dieser Mond ist aber auch Herr von 10 – und zeigt, wie nahe Beruf und Familie (hier kann man auch die politische Familie der Demokratischen Partei verorten) miteinander verbunden sind. In der Partei und der Öffentlichkeit geniesst er grosses Vertrauen (Mond Trigon Jupiter und Sextil MC), hat aber gleichwohl Angst vor emotionaler Vereinnahmung (Mond in 11).

Das führt uns zum Thema Liebe: Venus in Zwillinge und im 8. Haus verleiht zwar ein kultiviertes und charmantes Wesen sowie gesellschaftliche Eleganz, die ihm viele Türen öffnet und ihn bei anderen – vor allem Frauen – beliebt macht, sie ist aber auch dafür verantwortlich, dass er unbeständig in Liebesangelegenheiten und überaus anfällig für weibliche Reize ist.

Venus in Zwillinge steht natürlich auch für literarische oder schriftstellerische Interessen. Kennedy war ja nicht nur ein begeisterter Leser, der Bücher geradezu „verschlang“ (sich also einverleibte, wie es einer Venus in 8 entspricht), sondern er schrieb selbst auch mehrere Bücher.

Da die Venus ja auch Geburtsherrin ist, wird er jedoch immer wieder in Liebesaffären und anderes „hineingezogen“, ohne sich abgrenzen zu können, er muss sich konfrontieren, auseinandersetzen, hat somit kein ruhiges Leben. Zu seinen Lebzeiten galt Kennedy privat als glücklicher Ehemann einer überaus schönen, intelligenten und modebewussten Frau, und Jackie war ja auch gewiss die ideale Partnerin für eine Zwillinge-Venus: gebildet, kultiviert, in mehreren Sprachen parlierend und jederzeit für intellektuelle Gespräche zu haben (interessanterweise hat auch sie eine Zwillinge-Venus). Leidenschaft war ihrer beider Sache nicht, und seine unzähligen Affären mit oft ungewöhnlichen Frauen (Venus Trigon Uranus), von denen die Nachwelt erst später erfuhr, hatten eher zwanghaften und Suchtcharakter (Venus in 8 Halbquadrat Neptun). Heute würden wir sagen, dass Kennedy sexsüchtig war. Damals konnte er sein Privatleben noch vor der Öffentlichkeit geheim halten – nicht jedoch vor dem berühmt-berüchtigten FBI-Chef J. Edgar Hoover, der über die Affären des Präsidenten Bescheid wusste.

Das Quadrat zwischen Mond und Venus ist ebenfalls ein Hinweis auf die Diskrepanz zwischen Gefühl und Verlangen, zwischen der Ehefrau und den Geliebten. Das ständige (unbewusste) Bedürfnis nach der ihm vorenthaltenen mütterlichen Zärtlichkeit und Geborgenheit führt einerseits zu erotischen Zwängen und Fixierungen (Venus in 8), andererseits zu Problemen, echte Nähe zuzulassen und sich emotional zu binden (Mond in 11).

Auch Mars im 8. Haus in Konjunktion mit Jupiter weist natürlich auf eine starke Triebenergie, auf zwanghafte sexuelle Begegnungen hin, die auch vor Tabubereichen nicht zurückschrecken. Kennedy hatte nachweislich intime Kontakte mit Prostituierten und der Mafia nahestehenden Frauen, die Hoover als Sicherheitsrisiko einstufte und zu unterbinden suchte – vergeblich.

Dieses zwanghafte Sexualverhalten zeigt aber nur eine Schattenseite des charismatischen Präsidenten auf, eine weitere ist sicherlich sein schlechter gesundheitlicher Zustand, den er ebenfalls vor der Öffentlichkeit geheimhielt. Sein Leben war eine durchgehende medizinische Leidensgeschichte, er litt zeitlebens mehr oder weniger grosse Schmerzen und war von Medikamenten abhängig. Dennoch haben seine Leiden seine Arbeit als Präsident nicht beeinträchtigt, die er mit bewundernswerter Zähigkeit bewältigt – auch das eine Folge der starken Betonung des 8. Hauses und vor allem der Sonne in 8: er geht durch Krisen und schont sich selbst dabei nicht.

An seinem Todestag am 22. November 1963 finden wir im Progressiv den Aszendent im Trigon zum Radix-Saturn, ferner den Transit-Pluto im Quadrat zur Geburtsherrin Venus, Transit-Uranus im Quadrat zur Sonne, Transit-Saturn im Quadrat zum Radix-Mars – allesamt schon Hinweise auf eine massive Lebenskrise. Auch das bei Todesfällen oft aussagekräftigere Regressiv bringt Interessantes zutage: dort steht der regressive Saturn minutengenau auf dem Radix-MC, der Mond regressiv in gradgenauer Opposition zum Radix-Pluto, sowie die Sonne regressiv im Quadrat zum Saturn des Regressivs – das sind „Todesaspekte par excellence“.

John Fitzgerald Kennedy wird nicht nur als der damals jüngste und als erster katholischer Präsident der USA in Erinnerung bleiben, er hat seinen Platz in der Geschichte auch als „grosser Präsident“ gefunden, der noch heute von vielen Amerikanern verehrt und bewundert wird.

1) Rede zu Kennedys Angelobung als 35. Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Jänner 1961 in Washington, D.C.
2) Rede Kennedys vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin am 26. Juni 1963

Posted in Historische Horoskope.

Leave a Reply