Die Muse der Existenzialisten, die grosse alte Dame des Chansons, sie wird am 7. Februar 2017 unglaubliche 90 Jahre alt.
Geboren 1927 in Montpellier, wuchs Juliette Gréco mit einer Mutter auf, die während des zweiten Weltkriegs in der französischen Widerstandsbewegung Résistance kämpfte. Ihr Vater stammte aus Korsika. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie 1937 im Alter von zehn Jahren bei einem schulinternen Talentewettbewerb. 1943 wurde Juliette Gréco, die sich selber auch in der Résistance engagiert hatte, zusammen mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester von der Gestapo verhaftet und für mehrere Wochen in das Gefängnis von Frèsnes gebracht. Mutter und Schwester wurden später in das KZ Ravensbrück gesperrt. Zum Glück überlebten alle. Durch diese Geschehnisse blieb Juliette Grécos Verhältnis zu Deutschland begreiflicherweise distanziert, sie trat erst 1959 dort auf.
Nach dem Krieg hielt sie sich mit Gesangseinlagen in Paris über Wasser, zählte zur Künstler-Bohème der Stadt und eröffnete 1946 in Saint-Germain-des-Prés die Kellerdiskothek „Tabou“, die zu einem legendären Treffpunkt der Existenzialisten wurde. Zu ihren Stammgästen zählten Jean-Paul Sartre, Orson Welles und Marlene Dietrich; Boris Vian spielte dort Trompete. Nachdem Sartre sie singen gehört hatte und fasziniert von ihrer Stimme war, sagte er ihr eine grosse Karriere voraus und bot ihr an, zwei seiner Gedichte auszusuchen, die von Joseph Kosma vertont und von Juliette Gréco 1949 öffentlich dargeboten wurden. Daraufhin schrieben auch andere SchriftstellerInnen Texte für sie, zu den bekanntesten zählen Françoise Sagan, Jacques Prévert, Albert Camus und François Mauriac. Gleichzeitig trat sie auch als Schauspielerin am Theater auf und bekam diverse Filmrollen. Ihre Anhänger feierten sie als „Königin der Existenzialisten“ oder als „Muse von Saint-Germain-des-Prés“.
Das Privatleben von Juliette Gréco verlief keineswegs in ruhigen Bahnen. Sie war dreimal verheiratet und hatte zahlreiche Affären – auch mit Frauen, wie sie bekannte. Ihre dritte Ehe mit dem um einige Jahre jüngeren Pianisten und Arrangeur Gérard Jouannest ist immer noch aufrecht, die beiden leben in der Nähe von Paris.
Obwohl sie nie die Popularität einer Edith Piaf erreichte – dafür waren ihre Chansons zu politisch, zu intellektuell und teilweise auch zu erotisch – konnte sie sich doch mit ihrer charakteristischen dunklen Stimme über die Jahrzehnte im Beruf halten und ist bis vor kurzer Zeit noch aufgetreten. Ein geplantes Konzert in der Zürcher Oper am 19. Januar 2017 im Rahmen ihrer Abschiedstournee musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden.
Sehen wir uns das Leben dieser „Grande Dame de la Chanson“ einmal aus astrologischer Sicht an.
Eine Frau mit einer Wassermann-Sonne braucht viel Abwechslung und Spontaneität, Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Freiheit. Mit Autoritäten tut sie sich eher schwer. Auf das Haus, in dem die Sonne steht, wird der Fokus im Leben gerichtet. Im Fall von Juliette Gréco ist es das 5. Haus, das bedeutet Kreativität als Weg der Selbstverwirklichung, und zwar mit einer ganz persönlichen Note. Sie will auf der Bühne stehen, sich aber nicht anpassen, sondern autonom und unabhängig bleiben. Dazu kommt, dass im 5. Haus ausser der Sonne auch noch Merkur, Jupiter und Venus stehen. Venus als Herrscherin des Waage-Aszendenten ist somit Geburtsgebieterin, sie steht im sensiblen und künstlerischen Fische-Zeichen in Konjunktion mit Jupiter und unterstreicht die künstlerische Komponente. Im 5. Haus finden wir Lebensfreude, Kreativität, auch Spiel – das Spiel mit der Liebe etwa. In ihrem Innersten ist sie selbst verspielt und jugendlich geblieben. Diese Konstellation bringt aber auch eine gute Portion Eitelkeit und Selbstverliebtheit mit sich. Juliette Gréco will ihre Vorstellung von Kunst und Ästhetik auf jeden Fall verwirklichen, aufgrund ihrer künstlerische Tätigkeit aber auch anerkannt, bewundert und letztlich geliebt werden. Denn mit der Fische-Venus in Konjunktion mit Jupiter ist ihr natürlich auch der Gefühlsbereich enorm wichtig. Das inkludiert auch eine grosse Naturverbundenheit, eine Liebe zur Schöpfung, zu allem, was existiert, zu Musik und Kunst. Eigenschaften wie Charme, Grosszügigkeit und Toleranz kommen in ihrem Wesen wie selbstverständlich zum Ausdruck. Da sie sich unter Menschen mit einer natürlichen Sicherheit bewegt und direkt und offen auf andere zugeht, kommt sie auch sehr gut an. Ohne viel dafür tun zu müssen, versteht sie es, einen positiven Eindruck zu hinterlassen und andere für ihre Ideen zu begeistern.
Ein Mensch mit einem Waage-Aszendent zeichnet sich meist durch ein charmantes, liebenswürdiges, geselliges Wesen aus und umgibt sich gerne mit schönen Dingen, legt Wert auf ein ästhetisches und angenehmes Äusseres und achtet auch sehr aufs eigene Outfit, auf geschmackvolle Kleidung. Juliette Gréco war und ist dafür bekannt, dass sie am liebsten in schwarzen Kleidern auftritt. Damit brachte sie nicht nur die „Trade Mark“ der Existenzialisten auf die Bühne, sondern schuf dadurch auch ihre eigene unverwechselbare Marke.
Beziehungen sind sehr wichtig für eine Person mit Waage-Aszendent, sie ist stark auf andere Menschen bezogen, sie muss sich über diese selbst erfahren, daher kann sie trotz aller Freiheitsliebe nur schwer allein leben. Doch auch wenn sie verliebt ist, sucht sie in einer Beziehung Selbständigkeit und Unabhängigkeit, sie flirtet gerne und will auch immer wieder gerne verführt werden. Ihr Mars steht im 8. Haus, als Herrscher des 7. Hauses: mit dieser plutonischen Position ist es ihr vermutlich nicht schwer gefallen, todesmutig in einer Widerstandsbewegung wie der Résistance zu kämpfen, wo sie auch in Gefahrenbereiche und Grenzsituationen geriet. Die Stellung des Mars in Stier verleiht eine starke sexuelle Energie, sie macht sinnlich und leidenschaftlich, aber auch besitzergreifend. Wir können davon ausgehen, dass Juliette Gréco auch Männer mit diesen Eigenschaften angezogen hat.
Kontakte und Beziehungen knüpft die Sängerin am liebsten mit Menschen, die ebenso offen und tolerant sind wie sie selbst. Auch der Jugend gegenüber ist sie sehr aufgeschlossen und förderte in den 1950-er Jahren junge Chanson-Talente wie Serge Gainsbourg oder Leo Ferré. In ihre Liebesbeziehungen bringt sie dank der Venus-Jupiter-Konjunktion viel Idealismus und Begeisterung ein, vielleicht zu viel, denn fast immer weicht die Beziehungsrealität von den romantischen Vorstellungen ab. Dann kommt jedoch das gradgenaue Venus-Saturn-Quadrat zum Tragen: es spiegelt das wider, was Juliette Gréco über ihre Kindheit mitteilt: dass sie sich nämlich ungeliebt fühlte bzw. sich Liebe durch gewisse Leistungen erst verdienen musste. Dieses Muster wirkt unbewusst auch im Erwachsenenalter nach und kann für Beziehungen sehr unglückliche Folgen haben. Liebe ist in gewisser Weise an Bedingungen geknüpft, so empfindet sie es jedenfalls, daher bemüht sie sich, in einer Partnerschaft die Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden und das ihres Partners zu übernehmen, um so die für sie so wichtige Sicherheit und Stabilität zu erlangen.
Das führt uns zum nächsten wichtigen Horoskop-Faktor, dem Mond, Indikator für seelische Bedürfnisse und Empfindungen, für die Wahrnehmung der Mutter und die Empfänglichkeit für äussere Eindrücke und Reize. Der Mond steht in Juliette Gréco’s Radix in Stier und im 8. Haus. Ein Stier-Mond braucht Geborgenheit und emotionale Sicherheit – aber bekommt er diese im 8. Haus? Er liebt es, in einer vertrauten Umgebung Ruhe, Entspannung, Körperkontakt und Sinnlichkeit zu geniessen. Kann er das im 8. Haus? Dort geht es um emotionale Intensität, um Bereiche, die nicht an der Oberfläche bleiben, wie zum Beispiel Sexualität, Seelenqualen, emotionalen Stress und sogar den Tod. Die Mutter war in der Résistance tätig, das bedeutete, dass ihr Leben jeden Tag bedroht war. Wie sollte sie ihrer Tochter Geborgenheit und Sicherheit vermitteln, nach der sich diese doch so sehnte? Wie erlebt ein junges Mädchen die Internierung in einem Gestapo-Lager, wie geht sie damit um, dass Mutter und Schwester aus politischen Gründen Jahre im KZ verbringen müssen? Durch diese gefühlsmäßig intensiven Erlebnisse wird sie schon im frühen Jugendalter aufgewühlt und für ihr weiteres Gefühlsleben geprägt.
Bemerkenswert im Horoskop von Juliette Gréco sind ausserdem 3 Yod-Figuren. Eine Yod-Figur (auch Finger Gottes genannt) besteht aus 2 Quincunxen und einem Sextil, wobei der Planet an der Spitze der beiden Quincunxe eine Schlüsselstellung innehat. Wer in seinem Geburtshoroskop ein Yod hat, wird oft mit einer Bestimmung oder auch mit schicksalshaften Ereignissen konfrontiert (Tod, Naturkatastrophen etc.), denen sich dieser Mensch nicht entziehen kann, die ihn aber auch zu einer Aufgabe herausfordern. Juliette Gréco hat gleich 3 Yod-Figuren in der Radix, die Schlüsselplaneten bzw. -punkte sind der Mond, Saturn und der Aszendent, ausserdem sind noch Venus, Jupiter und das MC beteiligt.
Die Mond-Saturn-Spannung drückt aus, dass Juliette Gréco schon als Kind den Ernst des Lebens kennengelernt hat und nur beschränkt ein ausgelassenes und fröhliches Kind sein durfte. Ihrer Mutter war die Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes wichtiger als das Wohlbefinden ihrer Tochter, die die Haltung ihrer Mutter zwar verstand und auch unterstützte, aber dennoch unter dem Liebesdefizit litt. Dieser frühe Liebesmangel wirkte sich über den Aszendenten (AC) ganz unmittelbar auf die Persönlichkeit Juliette Gréco’s aus und weiter auf ihre ständige und übermäßige Sehnsucht nach Liebe (Venus Konjunktion Jupiter in Verbindung mit Mond und AC), die wohl nur selten vollständig erfüllt wurde. In ihren oft melancholischen Chansons können wir dieser unerfüllten Liebessehnsucht nachspüren (z.B. in Les feuilles mortes – die toten Blätter).
Doch auch die sinnlich-erotische Komponente (Fische-Venus mit Jupiter in 5) kommt in Juliette Gréco’s Chansons nicht zu kurz, man denke nur an das frivole Lied „Déshabillez-moi“ (Ziehen Sie mich aus). Darin fordert sie einen Mann auf, sie möglichst langsam und zärtlich zu entkleiden, um ihre Lust auf ihn zu wecken, und wenn das vollbracht ist, sagt sie ihm: „Und Sie, ziehen Sie sich aus!“ Und dass sie mit diesem und anderen Chansons, Auftritten und Filmen weltberühmt wurde, hat natürlich auch mit Venus-Jupiter zu tun, die ein Trigon zum MC bilden und somit Erfolg auf künstlerischem Gebiet verheissen. Das Sextil zwischen Mond und MC verleiht Popularität. Auch wenn es in den letzten Jahren ruhiger geworden ist um sie, so hat sie doch das vom nördlichen Mondknoten am MC vorgegebene Lebensziel, nämlich sich der Öffentlichkeit zu Verfügung zu stellen, erreicht.
Zum 90. Geburtstag wünschen wir Juliette Gréco alles Gute und hoffentlich noch viel Zeit in Gesundheit und Wohlbefinden.