Bertolt Brecht gilt als einer der einflussreichsten Lyriker, Dramatiker und Librettisten des 20. Jahrhunderts. Vor 125 Jahren, am 10. Februar 1898, wurde er in Augsburg als Eugen Berthold Friedrich Brecht geboren. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Walter wuchs Eugen Berthold in geordneten Verhältnissen heran, besuchte das Augsburger Realgymnasium und gab schon mit 15 Jahren eine Schülerzeitung heraus, für die er Gedichte und Prosatexte schrieb. Nach dem Abitur begann er in München Medizin und Philosophie zu studieren, konzentrierte sich jedoch auf die Philosophie und besuchte Seminare zur Gegenwartsliteratur, die bald auch mit seinem Namen verknüpft war, den er allerdings von Eugen Berthold in Bertolt Brecht umwandelte.
Vor allem mit seinen etwa 50 Theaterstücken erlangte er im Lauf der Jahrzehnte Weltruhm. Hier seien nur seine bekanntesten genannt: „Die Dreigroschenoper“ (Musik von Kurt Weill), „Furcht und Elend des Dritten Reiches“, „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Herr Puntila und sein Knecht Matti“, „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Der gute Mensch von Sezuan” oder „Der kaukasische Kreidekreis“.
Doch wie war der Mensch Bertolt Brecht? Kann uns sein Horoskop darüber Auskunft geben?
Brecht ist geboren mit einer Wassermann-Sonne im 2. Haus und in Konjunktion mit Venus, unter einem Schütze-Aszendenten. Die Position von 4 persönlichen Planeten im ersten Quadranten verrät uns einen selbstbezogenen und egozentrierten Menschen, der ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit hat, auch nach Sicherheit und Genuss strebt, dem aber die eigenen Interessen und deren Verwirklichung am wichtigsten sind, und der sich nur schwer auf andere voll einlassen kann.
Natürlich, der Schütze-Aszendent macht ihn weltoffen und idealistisch, optimistisch und begeisterungsfähig. Er strebt nach Erkenntnissen und Weiterbildung, setzt sich ein für humanitäre oder soziale Ziele und wirkt visionär und grosszügig. Die Weltanschauung spielt eine grosse Rolle, denn der Geburtsherr Jupiter ist der elevierte Planet in seiner Radix: Brecht bekannte sich bereits in den 1920-er Jahren zur kommunistischen Ideologie und entwickelte gleichzeitig seine Vorstellungen des „epischen Theaters“, die für seine Arbeit maßgeblich wurden.
Brecht war jedoch nie Mitglied einer kommunistischen Partei, er hinterfragte in seinen späteren Lebensjahren auch sehr kritisch die Haltung der DDR-Regierung zur eigenen Bevölkerung. Das liegt wohl am Trigon zwischen dem Geburtsherrscher Jupiter in Waage und Pluto in Zwillinge, denn die Suche nach Wahrheit und Sinn liess ihn bis zum Äussersten gehen und verlieh ihm wohl auch die Kraft für seine Arbeit. Er befasste sich jedoch auch mit dem „alltäglichen Bösen“ (Pluto im 6. Haus), so z.B. in seinem 1938 uraufgeführten Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches“, in dem er den Alltag gleichgeschalteter Bürger und Bürgerinnen im Nazi-Terror-Regime und ihren Umgang mit Macht- und Ohnmachtserfahrungen schilderte.
Jupiter steht auch in Konjunktion mit dem Mond, was für mich ein Hinweis auf eine überschwängliche Verbindung zu Frauen ist, die für ihn im Leben fördernd und wegweisend waren. Man denke nur an seine 2. Ehefrau Helene Weigel, die für ihn das „Theater am Schiffbauerdamm“ leitete und ihm damit sehr viel Verwaltungskram abnahm (und gleichzeitig Hauptrollen spielte), oder an Elisabeth Hauptmann, die wesentlich an der Entstehung der „Dreigroschenoper“ beteiligt war, sich aber lange diesbezüglich im Hintergrund hielt.
Ein Mann mit Waage-Mond verhält sich Frauen gegenüber zwar charmant und kultiviert, aber nicht übermäßig emotional. Obwohl er vielfältige Kontakte braucht und sie auch wahrnimmt, hat er doch im Grunde Angst vor zu grossen Emotionen, sucht daher in Beziehungen immer wieder Auswege und Freiräume. Wenn er sich von zuviel Nähe bedroht fühlt, geht er auf Distanz. Durch die Wassermann-Venus wird das noch verstärkt, die ihr Freiheitsbedürfnis in unkonventionellen Beziehungen auslebt.
Es ist interessant, dass beide Lichter mit beziehungsbezüglichen Komponenten in Brechts Persönlichkeit verbunden sind: die Sonne in Konjunktion mit Venus, der Mond in Konjunktion mit dem Aszendentenherrscher Jupiter. Das ist nicht nur ein Hinweis auf die starke Verknüpfung der Gefühls- und Beziehungswelt mit seinen Wesensanteilen, sondern auch auf die vielfältigen Kontakte und ungewöhnlichen Verbindungen, die sich daraus ergaben. Mit viel Enthusiasmus kann er andere Menschen für eine Sache richtig begeistern und überzeugen (Mond/Jupiter), was ihm im Leben viele Türen öffnet. Selbstverständlich nehmen Beziehungen zu Frauen einen hohen Wert ein in seinem Leben (Sonne Konjunktion Venus in 2), er liebt sich selbst, ist aber immer offen für neue erotische Erfahrungen und frönt der freien Liebe (Wassermann).
Nicht nur in seiner Jugend hatte Brecht mehrere Geliebte gleichzeitig, und so sehr er eine Frau im Moment auch lieben mochte – treu war er bestimmt nie. 1922 heiratete er seine langjährige Geliebte, die österreichische Sängerin Marianne Zoff, die bereits von ihm schwanger war. Am 12. März 1923 kam die gemeinsame Tochter Hanne zur Welt. Das hinderte den Autor nicht, zur selben Zeit ein Verhältnis mit der ebenfalls aus Österreich stammenden Schauspielerin Helene Weigel zu beginnen, die 1924 ebenfalls ein Kind von ihm zur Welt brachte. Davor hatte er schon 1919 einen Sohn mit seiner Jugendliebe Paula Banholzer.
Die Aufgabe einer Wassermann-Sonne ist es u.a. ja auch, mit einer Gruppe von Gleichgesinnten neue Wege zu beschreiten, um die Welt zu verbessern und neue Werte zu schaffen (2. Haus Wassermann). Das hat Brecht sicher getan, er begann schon in jungen Jahren (während des ersten Weltkriegs), eine Freundesschar um sich zu sammeln, die ihm viele Jahre die Treue hielt, und ihm auch für seinen neuartigen Theaterstil und seine damit verbundenen beruflichen Ambitionen sehr wertvoll war. Da waren z.B. Caspar Neher, der bis zu Brechts Tod sein Bühnenbildner blieb, der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der ihn förderte, oder der Dramatiker Arnolt Bronnen, mit dem er einige Kulturprojekte verwirklichte. Nicht zu vergessen auch die Komponisten Kurt Weill und Hanns Eisler, mit denen Brecht sehr erfolgreich zusammenarbeitete. Neptun im 6. Haus im Trigon zu Sonne/Venus wirkt sich günstig auf die künstlerische Arbeit aus und ermöglicht Brecht, sich selbst idealer dazustellen, als er ist – was sich auch in öffentlichen Erfolgen niederschlägt (Sonne/Venus Trigon MC).
Bei einem Schriftsteller ist natürlich immer auch die Merkur-Stellung interessant. Diesen geistigen Planeten finden wir in Brechts Radix im Zeichen Steinbock im 1. Haus und in Konjunktion mit Mars sowie dem aufsteigenden Mondknoten. Das zeigt sein Interesse für die Sprache, seinen intellektuellen Anspruch und die Methodik im Denken sowie im sprachlichen Ausdruck. Der erhöht stehende Mars trägt dazu bei, dass Brecht sich kein Blatt vor den Mund nimmt, dass er sagt, was er denkt, und mit deutlichen Worten Zustände kritisiert, die nicht seinen Vorstellungen und Idealen entsprechen.
Merkur/Mars stehen im Quadrat zum MC, was bewirkt, dass Brecht sich mit seinen Äusserungen (und literarischen Werken) nicht unbedingt überall in der Öffentlichkeit beliebt machte. Seine eindeutige politische Positionierung polarisierte und überlagerte oft die Bewertung seines künstlerischen Schaffens. Dass die Nazis ihn als Kommunisten verfolgten und die Aufführung seiner Werke verboten, gereicht ihm ja fast zur Ehre. Dass aber nach dem 2. Weltkrieg eine konservative bis reaktionäre Kulturgesellschaft ihren Einfluss geltend machte, um Brecht in Österreich von den staatlichen Bühnen zu verbannen, belegt, dass seine manchmal radikalen Gedanken und Ideen nicht ins Bild einer Öffentlichkeit passten, die bereits vom Kalten Krieg geprägt war.
Brecht war nicht nur im Theater aktiv, sondern verfasste auch Gedichte, Lieder, Kurzgeschichten, Romane, Erzählungen sowie Hörspiele für den Rundfunk. Mit seinen Werken wollte Brecht verborgene gesellschaftliche Strukturen durchschaubar machen (Jupiter Sextil Saturn im 12. Haus).
Ab 1930 begannen die Nazis, Brechts Theateraufführungen massiv zu stören, und kurz nach Hitlers Machtergreifung 1933 musste Brecht mit seiner Familie ins Ausland fliehen. Seine Werke fielen der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer, und 1935 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Zunächst liess Brecht sich mit seiner Geliebten Margarete Steffin in Paris nieder (Mond Sextil Uranus), während seine Ehefrau mit den Kindern nach Dänemark gegangen war. Brecht folgte ihnen aber und lebte bis 1941 ebenfalls in Dänemark und Schweden. Im Mai 1941 erlaubte ihm ein Einreisevisum, mit der Familie in die USA zu emigrieren. Mond Konjunktion Jupiter im 9. Haus ist ein deutlicher Hinweis auf ein (zumindest zeitweiliges) Leben im Ausland. Allerdings blieb Brecht der erhoffte Erfolg in Hollywood versagt, er musste sich 1947 sogar vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ des Kommunistenjägers McCarthy einem Verhör stellen.
Das veranlasste ihn, nach Europa zurückzukehren, zunächst in die Schweiz und Ende 1948 nach Ost-Berlin, wo er sich für den Rest seines Lebens niederliess. Helene Weigel hatte schon 1949 die Gründung eines eigenen Theater-Ensembles in die Wege geleitet; ein eigenes Theatergebäude erhielt Brecht aber erst im März 1954: das Theater am Schiffbauerdamm, heute bekannt als „Berliner Ensemble“, eine der führenden Bühnen Berlins.
Bertolt Brecht litt seit seiner Jugend infolge einer nicht beachteten rheumatischen Infektion an Herzbeschwerden, seine Gesundheit war zeitlebens angeschlagen. Er starb am 14. August 1956, als der Geburtsherr Jupiter in der Progression ins exakte Sextil zu Uranus getreten war, mit 58 Jahren. Trotz des Boykotts seiner Werke in Österreich in den 1950-er und 1960-er Jahren erfreuen sich seine Stücke heute grosser Beliebtheit, werden an allen wichtigen Bühnen weltweit gespielt, und auch seine Gedichte zeugen bei aller kritischen oder emotionalen Genauigkeit von viel Humor und Spritzigkeit.
An seinem 125. Geburtstag gedenken wir dieses grossen Theatermanns.