John F. Kennedy – ein Held mit Schattenseiten – Gedenken zum 100. Geburtstag

John Fitzgerald Kennedy – der legendäre amerikanische Politiker, dessen Leben und Wirken zu einem Mythos wurde – ist vor 100 Jahren, am 29. Mai 1917, geboren worden. Ums Leben gekommen ist er am 22. November 1963 durch Schüsse eines Attentäters – die genauen Hintergründe konnten bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden. Durch diesen tragischen Tod, der die Welt damals extrem geschockt hat, wurde er zur Legende.

Was sagt uns sein Horoskop über sein Leben als Sohn einer reichen Familie, seine Berufung, sein Privatleben, sein zuletzt tragisches Schicksal?

Betont sind die Elemente Luft und Erde, das weist auf Ideenreichtum, Flexibilität, Kontaktfreudigkeit, Geselligkeit, Wendigkeit hin, aber ebenso auf eine gewisse Bodenständigkeit, auf praktisches Geschick, Sinnlichkeit, Genuss- und Sicherheitsstreben, auf pragmatisches Vorgehen, Verlässlichkeit und Ausdauer.

Es zeigt sich ein neugierig-aufgeschlossener, kommunikativer, vielseitig interessierter Wesenskern mit einem wachen Verstand, Umtriebigkeit, der Fähigkeit zur Kommunikation, sowie Objektivität, Informationsaustausch und Kombinationsgabe (Sonne in Zwillinge), der sich auf charmante, einnehmende, friedvolle, diplomatische und konziliante Weise nach aussen präsentiert (Aszendent Waage).

Für einen Mensch mit einem Waage-Aszendenten ist es überaus wichtig, sich auf andere Menschen zu beziehen, sich über die anderen zu erfahren. Daher verwundert es nicht, dass auch Kennedy überaus charmant und kontaktfreudig ist und sich durch sein begegnungsorientiertes und liebenswürdiges Auftreten beliebt macht, was durch die Geburtsherrin Venus im Zwillinge-Zeichen noch verstärkt wird. Er hat das Bedürfnis, für Frieden, Harmonie und Gerechtigkeit einzutreten, und verhält sich bei Verhandlungen intellektuell und diplomatisch zugleich.

Hinter all der zur Schau gestellten Liebenswürdigkeit verbirgt sich jedoch eine durchaus dominante Persönlichkeit, denn Waage ist ja ein kardinales Zeichen.

Was bei Betrachtung des Geburtshoroskops gleich ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass 9 Planeten (alle bis auf Uranus) in der oberen, der südlichen Hemisphäre angeordnet sind, was einen Menschen charakterisiert, der den Kontakt zur Aussenwelt sucht und braucht und auch sehr offen auf andere Menschen zugeht. Dadurch wird er auch gut wahrgenommen und wirkt nach aussen stärker, als er sich innerlich wirklich fühlt. Auch wenn uns die kardinalen Achsen auf einen Macher-Typ hinweisen, der sein Leben und Schicksal selbst gestalten will, zeigt die Betonung des 3. Quadranten, dass er stark auf seine Umwelt, auf seine Mitmenschen bezogen und für seine Selbstverwirklichung sehr wohl auf andere Menschen angewiesen ist.

Dazu ist in Kennedys Radix auch das 8. Haus betont: er kommt kaum an anderen Menschen vorbei, braucht die Auseinandersetzung mit ihnen, sie lassen ihn nicht los, er muss sich auf sie einlassen (und umgekehrt). Er beschäftigt sich mit den Anliegen anderer Menschen, macht sie zu seinen eigenen, was ja für einen Politiker nicht so schlecht ist. 5 Planeten im 8. Haus (Mars, Merkur, Jupiter, Sonne und Venus) sind aber auch ein deutliches Indiz dafür, dass sich der Betreffende schon sehr früh mit Krankheit, Tod und Verlusten auseinandersetzen muss. Kennedy litt seit frühester Jugend an diversen Krankheiten, die ihm teilweise stark zusetzten, auch den Tod musste er schon in jungen Jahren in seiner unmittelbaren Umgebung kennenlernen: er selbst meldete sich im 2. Weltkrieg mit 24 Jahren freiwillig zur Marine und schafft es, Kommandant eines Torpedobootes zu werden, das allerdings von einem japanischen Zerstörer gerammt wird und explodiert, wobei einige Crewmitglieder ums Leben kommen. Zehn andere kann Kennedy jedoch durch selbstlosen persönlichen Einsatz retten, wobei er selbst beinahe ertrunken wäre. Dafür wird er später als Kriegsheld ausgezeichnet. Tragischerweise fiel sein älterer Bruder Joe ein Jahr später bei einem Kriegseinsatz, die jüngere Schwester Kathleen kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Und John F. Kennedy wurde, wie wir wissen, am 22. November 1963 in Dallas ermordet.

Die Sonne steht in Zwillinge im 8. Haus und weist auf einen Menschen hin, der vielseitig und anpassungsfähig ist und sich schnell auf neue Situationen einstellen kann, der sich ausserdem bevorzugt mit der Verwaltung fremder Werte und Besitz befasst. Bereits als Kongressabgeordneter, später als Senator und zuletzt als Präsident der USA setzt sich Kennedy als Demokrat unter anderem für einen gesetzlichen Mindestlohn, ein staatliches Gesundheitssystem und verbesserte Wohnverhältnisse ein. Später, als Präsident, schafft er die Voraussetzungen, um die Ungleichheit zwischen weissen und schwarzen US-BürgerInnen zu beseitigen. Obwohl der Kongress ein von seinem Team ausgearbeitetes umfangreiches Bürgerrechtsgesetz blockiert, wirft Kennedy sein ganzes Gewicht als Präsident (Sonne in 8) in die Waagschale und erklärt in einer grossen Rede im Juni 1963 „… diese Nation… wird erst frei sein, wenn alle ihre Bürger frei sind.“ Und er empfängt Martin Luther King im Weissen Haus.

Im 8. Haus findet sich – allerdings im Zeichen Stier – ein Stellium, bestehend aus den Planeten Mars, Merkur und Jupiter. Mit Mars Konjunktion Merkur verfügt Kennedy über eine enorme sprachliche Ausdrucks- und Durchsetzungsfähigkeit. Das bringt ihm nicht nur den berühmten Pulitzer-Preis (den begehrtesten Journalisten- und Medienpreis) für sein noch als Senator von Massachusetts verfasstes Buch „Zivilcourage“ ein, sondern sichert ihm auch einen Platz als begnadeter Redner, der einige legendäre Sätze hervorgebracht hat („Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann. Fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ 1) („Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: ‚Ich bin ein Berliner‘“ 2). Nicht nur diese beiden Reden lösten bei den ZuhörerInnen Begeisterungsstürme aus (Jupiter als Teil des Stelliums), sein rhetorisches Talent riss andere Menschen bei vielen Gelegenheiten mit. Bei seinen Aktivitäten liess Kennedy sich von hohen Idealen und Wertvorstellungen leiten, oftmals gelang es ihm, andere von seinen Vorhaben und Vorstellungen zu überzeugen, da er sehr entschieden und nachdrücklich seine Ansichten und Meinungen zum Ausdruck brachte, sich aber dennoch auch von vernünftigen und praktikablen Argumenten leiten liess (Stellium im Erdzeichen Stier).

Seine Weitsicht und sein politischer Instinkt kommen ihm vor allem im Oktober 1962 zugute, als auf Kuba stationierte sowjetische Atomraketen entdeckt werden, die fähig wären, die grössten Städte der USA binnen weniger Minuten komplett zu zerstören und daher eine Reaktion der USA erfordern. Seine Militärberater plädieren für Krieg, wollen dafür sogar mehrere Millionen Opfer in Kauf nehmen. Kennedy zögert, denn er will einen Atomkrieg um jeden Preis vermeiden, und lässt sich dafür auf einen Machtpoker mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow ein. Er droht allerdings in einer Fernsehansprache am 22. Oktober 1962, die sich sowohl an das amerikanische Volk als auch an die Sowjetunion richtete, mit einem Atomkrieg, sollten die Raketen nicht wieder abgezogen werden. Chruschtschow zeigt Nerven und lässt Frachtschiffe mit weiteren Atomraketen an Bord kurz vor Havanna wieder umkehren. Die erfolgreiche Bewältigung dieser Krise, die die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs gebracht hatte, kann als einer der größten außenpolitischen Erfolge Kennedys angesehen werden.

Das Quadrat zwischen dem Stellium und dem Singleton-Planeten Uranus, der als einziger in der unteren Hemisphäre steht, verleiht Kennedy die Fähigkeit, Dinge und Situationen aus der Distanz zu überblicken, Zusammenhänge blitzartig zu erkennen und originelle Lösungen zu finden.

Beruf und Berufung sind durch das MC gekennzeichnet: Krebs an der Spitze des 10. Hauses weist auf einen Beruf hin, der nach den Vorgaben der Familie ergriffen wird und der der Familientradition entspricht (beide Grossväter und Kennedys Vater waren in der Politik tätig).

Weiters sticht der elevierte (höchststehende) Saturn in Krebs in Konjunktion mit dem MC ins Auge. Wenn Saturn eleviert ist, wird die Berufung zwingender, der Mensch hat weniger persönliche Gestaltungsmöglichkeiten. Sicherlich ist hier auch ein grosser Wunsch nach Anerkennung vorhanden. Saturn ist aber auch Herr von 4 und stellt daher ebenfalls ein Familienthema dar: der ehrgeizige, reiche, strenge und skrupellose Vater gibt den Lebensweg seines Sohnes vor, er erwartet Leistung (sein Ausspruch: „In dieser Familie wollen wir nur Gewinner“), er ist der Maßstab für die Lebensausrichtung zumindest der Söhne: so muss Jack nach dem Tod des älteren Bruders die Politikerlaufbahn einschlagen, er wird zunächst Kongressabgeordneter, danach mit Hilfe von Vaters Millionen Senator von Massachusetts, was ihm als Sprungbrett ins Weisse Haus dient, denn das Amt des US-Präsidenten ist das, was Joseph Kennedy für seinen Sohn vorschwebt. Dieser grossen Erwartungshaltung muss der Sohn gerecht werden, und er unternimmt auch besondere Anstrengungen, um den Ehrgeiz seines Vaters zufriedenzustellen. Und die Rechnung des alten Herrn geht auf: Jack schafft es – nicht zuletzt dank seiner bezaubernden Ehefrau Jacqueline Bouvier – dieses hohe Ziel zu erreichen.

Doch auch wenn Kennedy dank der Unterstützung seiner Familie sozusagen in Weisse Haus „getragen“ wurde – emotionale Geborgenheit gab es für ihn wohl nicht in dieser irisch-stämmigen katholischen Familie. Sowohl der Mond in Jungfrau als auch Uranus im 4. Haus weisen auf ein Elternhaus hin, das wenig Herzlichkeit und Wärme zu geben hat. Mond in Jungfrau zeigt uns auch eine Mutter, für die das Nützlichkeitsdenken im Vordergrund steht und die mit Gefühlen eher zurückhaltend ist. Der Mond steht zudem im Leerlauf – er trifft über 4 weitere Zeichen auf keinen Planeten – Kennedy empfand sich, wie er später gestand, als einsames Kind, das von der Mutter nie Zärtlichkeiten oder Umarmungen erhielt. So verwundert es nicht, dass Kennedy selbst auch nicht besonders zärtlich, sondern eher von seinen Gefühlen abgespalten war (Mond in Jungfrau in 11). Dieser Mond ist aber auch Herr von 10 – und zeigt, wie nahe Beruf und Familie (hier kann man auch die politische Familie der Demokratischen Partei verorten) miteinander verbunden sind. In der Partei und der Öffentlichkeit geniesst er grosses Vertrauen (Mond Trigon Jupiter und Sextil MC), hat aber gleichwohl Angst vor emotionaler Vereinnahmung (Mond in 11).

Das führt uns zum Thema Liebe: Venus in Zwillinge und im 8. Haus verleiht zwar ein kultiviertes und charmantes Wesen sowie gesellschaftliche Eleganz, die ihm viele Türen öffnet und ihn bei anderen – vor allem Frauen – beliebt macht, sie ist aber auch dafür verantwortlich, dass er unbeständig in Liebesangelegenheiten und überaus anfällig für weibliche Reize ist.

Venus in Zwillinge steht natürlich auch für literarische oder schriftstellerische Interessen. Kennedy war ja nicht nur ein begeisterter Leser, der Bücher geradezu „verschlang“ (sich also einverleibte, wie es einer Venus in 8 entspricht), sondern er schrieb selbst auch mehrere Bücher.

Da die Venus ja auch Geburtsherrin ist, wird er jedoch immer wieder in Liebesaffären und anderes „hineingezogen“, ohne sich abgrenzen zu können, er muss sich konfrontieren, auseinandersetzen, hat somit kein ruhiges Leben. Zu seinen Lebzeiten galt Kennedy privat als glücklicher Ehemann einer überaus schönen, intelligenten und modebewussten Frau, und Jackie war ja auch gewiss die ideale Partnerin für eine Zwillinge-Venus: gebildet, kultiviert, in mehreren Sprachen parlierend und jederzeit für intellektuelle Gespräche zu haben (interessanterweise hat auch sie eine Zwillinge-Venus). Leidenschaft war ihrer beider Sache nicht, und seine unzähligen Affären mit oft ungewöhnlichen Frauen (Venus Trigon Uranus), von denen die Nachwelt erst später erfuhr, hatten eher zwanghaften und Suchtcharakter (Venus in 8 Halbquadrat Neptun). Heute würden wir sagen, dass Kennedy sexsüchtig war. Damals konnte er sein Privatleben noch vor der Öffentlichkeit geheim halten – nicht jedoch vor dem berühmt-berüchtigten FBI-Chef J. Edgar Hoover, der über die Affären des Präsidenten Bescheid wusste.

Das Quadrat zwischen Mond und Venus ist ebenfalls ein Hinweis auf die Diskrepanz zwischen Gefühl und Verlangen, zwischen der Ehefrau und den Geliebten. Das ständige (unbewusste) Bedürfnis nach der ihm vorenthaltenen mütterlichen Zärtlichkeit und Geborgenheit führt einerseits zu erotischen Zwängen und Fixierungen (Venus in 8), andererseits zu Problemen, echte Nähe zuzulassen und sich emotional zu binden (Mond in 11).

Auch Mars im 8. Haus in Konjunktion mit Jupiter weist natürlich auf eine starke Triebenergie, auf zwanghafte sexuelle Begegnungen hin, die auch vor Tabubereichen nicht zurückschrecken. Kennedy hatte nachweislich intime Kontakte mit Prostituierten und der Mafia nahestehenden Frauen, die Hoover als Sicherheitsrisiko einstufte und zu unterbinden suchte – vergeblich.

Dieses zwanghafte Sexualverhalten zeigt aber nur eine Schattenseite des charismatischen Präsidenten auf, eine weitere ist sicherlich sein schlechter gesundheitlicher Zustand, den er ebenfalls vor der Öffentlichkeit geheimhielt. Sein Leben war eine durchgehende medizinische Leidensgeschichte, er litt zeitlebens mehr oder weniger grosse Schmerzen und war von Medikamenten abhängig. Dennoch haben seine Leiden seine Arbeit als Präsident nicht beeinträchtigt, die er mit bewundernswerter Zähigkeit bewältigt – auch das eine Folge der starken Betonung des 8. Hauses und vor allem der Sonne in 8: er geht durch Krisen und schont sich selbst dabei nicht.

An seinem Todestag am 22. November 1963 finden wir im Progressiv den Aszendent im Trigon zum Radix-Saturn, ferner den Transit-Pluto im Quadrat zur Geburtsherrin Venus, Transit-Uranus im Quadrat zur Sonne, Transit-Saturn im Quadrat zum Radix-Mars – allesamt schon Hinweise auf eine massive Lebenskrise. Auch das bei Todesfällen oft aussagekräftigere Regressiv bringt Interessantes zutage: dort steht der regressive Saturn minutengenau auf dem Radix-MC, der Mond regressiv in gradgenauer Opposition zum Radix-Pluto, sowie die Sonne regressiv im Quadrat zum Saturn des Regressivs – das sind „Todesaspekte par excellence“.

John Fitzgerald Kennedy wird nicht nur als der damals jüngste und als erster katholischer Präsident der USA in Erinnerung bleiben, er hat seinen Platz in der Geschichte auch als „grosser Präsident“ gefunden, der noch heute von vielen Amerikanern verehrt und bewundert wird.

1) Rede zu Kennedys Angelobung als 35. Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Jänner 1961 in Washington, D.C.
2) Rede Kennedys vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin am 26. Juni 1963

Maria Theresia – Gedenken zum 300. Geburtstag

Vor 300 Jahren, am 13. Mai 1717, wurde Österreichs einzige Herrscherin Maria Theresia geboren. Sie war die älteste Tochter des römisch-deutschen Kaisers Karl VI. aus dem Hause Habsburg, der ohne männlichen Nachfolger starb und noch zu Lebzeiten die „Pragmatische Sanktion“, ein „radikal neues Erbfolgegesetz“ erlassen hatte, das es auch einer Tochter erlauben sollte, seine Nachfolge anzutreten, damit der österreichischen Linie der Habsburger das Schicksal der spanischen Linie erspart bliebe, die nach dem Tod des letzten spanischen Habsburger-Königs ausgestorben war. Zunächst war diese Pragmatische Sanktion national wie international akzeptiert und mit vielerlei Zugeständnissen erkauft worden, doch als sie 1740 beim Regierungsanritt Maria Theresias zum Tragen kommen sollte, machten die europäischen Mächte ihr dieses Erbe streitig, allen voran Preussens König Friedrich II.

Vorab gilt es, ein Missverständnis aufzuklären: Maria Theresia war nie „österreichische Kaiserin“ oder „Kaiserin von Österreich“. Sie war die Ehefrau des späteren römisch-deutschen Kaisers Franz Stephan von Lothringen und als solche ebenso „Kaiserin“ wie später Sisi, doch sie herrschte in Österreich als Erzherzogin auf dem „Habsburger Thron“.

Viele Geschichten und Anekdoten sind über diese bemerkenswerte Frau bekannt, sie wird oft als gütige Landesmutter, als strenge Verfechterin von Moral und Ordnung, als Initiatorin wichtiger Reformen sowie als barock-üppige Matrone dargestellt – doch welches Bild stimmt wirklich? Kann uns das Horoskop Maria Theresias darüber Auskunft geben?

Zunächst fällt uns in Maria Theresias Horoskop eine starke Erd-Betonung auf: Das verweist auf Bodenständigkeit, praktisches Geschick, Sinnlichkeit, Genuss- und Sicherheitsstreben und auch auf pragmatisches Vorgehen in ihren Unternehmungen. Von Beginn an ist sie bemüht, die maroden Staatsfinanzen, die ihr von ihrem Vater, Kaiser Karl VI., hinterlassen wurden, in Ordnung zu bringen. Dabei hilft ihr ihre zweckgerichtete Entschlossenheit und Kraft und ihr Geschick in praktischen Belangen. Der praktische Nutzen steht immer im Vordergrund.

Die Stier-Sonne bekräftigt das Bild einer Frau mit einer konservativen Grundeinstellung, die nur langsam in Bewegung kommt, dann aber sehr stark und ausdauernd ist. Mit grosser Willenskraft plant sie oft lange im voraus und lässt sich von einem einmal ins Auge gefassten Ziel nicht so leicht abbringen. Bezeichnend für die Stier-Sonne sind ausserdem Liebe und Treue zum Vertrauten, Pflege des Gewachsenen und Bewährten, Geduld, Sinnesfreude, aber auch ein Hang zur Hartnäckigkeit bis zur Sturheit. Materielle Sicherheit ist Maria Theresia wie jeder Stier-Sonne sehr wichtig, jedoch wird Geld nicht um seiner selbst willen angestrebt, sondern um die schönen und auch notwendigen Dinge zu finanzieren, die ihr so wichtig sind, wie zum Beispiel der Ausbau des ehemaligen Jagdschlosses ihres Vaters in Schönbrunn zu einer barocken Sommerresidenz nach dem Vorbild von Versailles. Aber auch die Kriege, die sie führen musste, um ihr Erbe zu wahren, mussten finanziert werden.

Dieser Frau geht es also um materielle Sicherheit im Leben, um Beharren und Erhalten, jede Lebensveränderung wird als schwierig erlebt. Nun werden Sie sich fragen, wie ist das möglich? Maria Theresia hat doch so manche gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen in Österreich bewirkt. Das liegt zweifellos an dem Trigon zwischen der Stier-Sonne und Uranus, das sie befähigt, ihre Ideen über ihren persönlichen Nutzen hinaus zu verwirklichen. Es ist auch ein Hinweis darauf, dass sie sozusagen „selbständig arbeiten“ will, um gewisse Reformen umsetzen zu können und aus Österreich einen „modernen Staat“ zu machen, der die Schwerfälligkeit des feudalen Systems hinter sich lassen konnte. Dabei schätzte sie Kontakte mit Menschen, die geistige Anregung in ihr Leben brachten, wie die geistig aufgeschlossenen und aufgeklärten Ratgeber, die sie an ihren Hof holte. Aber auch dabei ging sie ausgesprochen pragmatisch vor. Ihre Motive waren nicht unbedingt a priori Grossherzigkeit zum Wohl des Volkes, sondern sie erkannte, dass es gute und praktische Gründe dafür gab, das verstaubte und morsch gewordene Staatsgefüge der Monarchie zu erneuern, beispielsweise indem sie das Steuersystem, das bisher den Adel und den Klerus privilegiert hatte, auf eine breitere Basis stellte, um die Armut des Volkes etwas einzudämmen. Ihre Maxime lautete: „Sind die Leute zufrieden, so leisten sie das Doppelte, handeln sie aus Furcht, dann tun sie nur ihre Pflicht.“ (zitiert nach Franz Herre: „Maria Theresia – die grosse Habsburgerin“, Piper 2004, S. 105).

Der Krebs-Aszendent weist auf das Thema Familie hin, das für Maria Theresia einen besonderen Stellenwert hatte. Sie war sehr fruchtbar, brachte 16 Kinder zur Welt, von denen 10 das Erwachsenen-Alter erreichten, und es war ihr ausgesprochen wichtig, das System weiterzuführen, um die Dynastie zu festigen. Krebs steht für die eigene seelische Identität, für Natürlichkeit und Ursprünglichkeit und bewirkt ein grosses Anlehnungs- und Zärtlichkeitsbedürfnis, ein Bedürfnis nach Wärme, Geborgenheit und Zuwendung, es macht aber auch überempfindlich und leicht gekränkt. Der Krebs-Aszendent erklärt vielleicht auch eine gewisse Launenhaftigkeit und emotionale Unbeständigkeit in ihrem Wesen. Da sie Kritik leicht als persönliche Unzulänglichkeit auffasst, legt sich Maria Theresia einen seelischen Panzer zu, um das verängstigte und verletzte Kind in sich selbst nicht zu spüren. Sie bewahrt ihrer Umgebung gegenüber Contenance und öffnet sich nur ganz wenigen vertrauten Menschen – zu denen ihre Kinder allerdings nicht gehörten.

Für einen Menschen mit Krebs-Aszendent sind auch die Bereiche Wohnen, Heim und Heimat von grosser Bedeutung, daher sucht sie emotionale Sicherheit in Heim und Familie, mit der sie sich natürlich sehr verbunden fühlt, auch wenn der Krebs-Aszendent womöglich mehr Mütterlichkeit und Fürsorglichkeit verspricht, als diese Maria Theresia tatsächlich entsprachen.

Der Mond als Geburtsherrscher steht im intellektuellen Zwillinge-Zeichen und überlagert Gefühle oft mit einer vernunftbetonten und rationalen Betrachtungsweise, die mehr erklärt und analysiert als fühlt. Ein Zwillinge-Mond ist gesellig, vielseitig interessiert, sehr wendig, kommunikativ und neugierig, und weiss von vielem etwas, wenn auch nicht sehr tiefgründig. Ihre Berater standen ihr kompetent und reformwillig zur Seite und vermittelten ihr das manchmal fehlende Wissen, das sie bereitwillig aufnahm.

Doch der Mond ist mehrfach verletzt: einerseits durch eine Opposition zu Mars, der eine gehörige Portion Unruhe in ihr Leben bringt und ihr auch zwangsläufig eine kämpferische Komponente verleiht, die sie aber befähigt, ihre Herrschaftsansprüche aktiv gegen ausländische Mächte zu verteidigen (Mars in Schütze). Andererseits ist der Mond durch ein Quadrat zu Uranus verletzt. Trotz ihres zur Trägheit neigenden Stier-Charakters gönnt sich Maria Theresia im allgemeinen kaum Ruhe, und es fällt ihr schwer, die Hände in den Schoss zu legen und sich zu entspannen. Meist schläft sie nicht genug, weil eine innere Nervosität sie bis spät in die Nacht und schon frühmorgens wieder aktiv werden lässt. Intensive emotionale Nähe ist ihre Sache nicht, das bekamen vor allem ihre Kinder zu spüren, die bald nach der Geburt an Ammen und Erzieher übergeben wurden, so wie sie selbst ebenfalls von 2 Erzieherinnen grossgezogen worden war, eine davon, die Gräfin Fuchs, nannte sie liebevoll „Mami“. Wenn sie auch keine mitfühlende und zärtliche Mutter im heutigen Sinn war, so gab sie ihren Kindern doch Verhaltensmaßnahmen und Regeln für jede Lebenslage mit, die auch die bereits erwachsenen Kinder genau einzuhalten hatten. Selbstverständlich mussten sich die Kinder auch – bis auf die Lieblingstochter Marie Christine – der restriktiven Heiratspolitik ihrer Mutter beugen, die sie mit Mitgliedern einflussreicher Herrscherhäuser – wie die Bourbonen in Frankreich, Italien und Spanien – vermählte. Somit deckte sich das Glück der Kinder meist nicht mit den Staatsinteressen. Die beste Partie schien die jüngste Tochter Marie Antoinette als Braut des französischen Thronfolgers zu machen – wie es endete, wissen wir. Maria Theresia musste die Hinrichtung ihrer Tochter allerdings nicht mehr erleben.

Die Stellung des Mondes im 12. Haus ist einerseits ein Hinweis auf sehr religiöse Gefühle, andererseits auf die Schwierigkeit, sich seelisch zu öffnen. Es gab aber auch das im späteren Leben stärker gewordene Bedürfnis der Herrscherin nach Stille, immer wieder brauchte sie zwischen den oft aufreibenden Regierungsgeschäften auch Rückzugsmöglichkeiten, Phasen des Alleinseins und eine Zeit des Schweigens, die sie sich in ihren ersten Regierungsjahren kaum gegönnt, sich aber im Lauf der Zeit doch regelmäßig zugestanden hatte, vor allem als ihr Leibarzt Van Swieten ihr das „verordnete“. In der Stille konnte sie Kraft tanken und ihre inneren Ressourcen auffüllen.

Maria Theresia ist ihren eigenen ganz persönlichen Weg als weibliche Herrscherin gegangen, ohne das damals vorherrschende passive und dem Mann unterlegene Frauenbild grundsätzlich in Frage zu stellen. Sich selbst betrachtete sie dabei wohl als Ausnahme (Mond Quadrat Uranus und Uranus im 4. Haus), denn sie fühlte sich ihrer Habsburgischen Herkunft nach zum Herrschen verpflichtet und auserwählt und war diesbezüglich auch nicht bereit, sich ihrem Mann, dem Kaiser, unterzuordnen.

Beim Volk war Maria Theresia als Herrscherin äusserst beliebt. Das lag nicht nur an ihrer Bodenständigkeit und Volksverbundenheit, welche von ihren Untertanen sehr geschätzt wurden. Besonders in jungen Jahren war Maria Theresia eine begeisterte Tänzerin (Merkur im 12. Haus) gewesen und hatte ihre Genußfreude (Venus in Stier) auch gerne in opulenten Umzügen, Spielen und Ballvergnügungen zur Schau gestellt. Zu Beginn ihrer Herrschaft war sie zur Sparsamkeit gezwungen, da die Staatskassen leer waren bzw. sehr viel Geld für Militärausgaben nötig war, um die Kriege gegen ihre Widersacher führen zu können, doch später konsolidierte sich das Staatsvermögen, nicht zuletzt dank der ökonomischen Kompetenz des Kaisers, sodass die gröbste Armut des Volkes eingedämmt werden konnte.

Doch bei ihrem Volk geschätzt wurde Maria Theresia auch wegen ihrer vertrauenerweckenden, zuversichtlichen Ausstrahlung: Jupiter befindet sich – im Krebs noch dazu erhöht stehend – am Aszendenten. Er macht sie freundlich und wohlwollend im Wesen, verleiht ihr eine grundsätzlich fröhliche, optimistische Lebenseinstellung, die auf andere abfärbt, einen gütigen, grosszügigen Charakter und starke moralisch-ethische Überzeugungen. Diese Frau hat ein positives Selbstbild, weiss genau, was sie sich zumuten kann, und kämpft für ihre Überzeugungen und ihr absolutistisches Weltbild. Auf der anderen Seite steht dieser Jupiter auch für ihre respektable Erscheinung, die Neigung zur Korpulenz und die Unfähigkeit zur Selbstkritik oder zum Eingeständnis eigener Fehler.

Jupiter in Krebs ist ausserdem ein weiteres Indiz für eine tiefe Religiosität und Gläubigkeit. In Maria Theresias Tagesablauf war ein täglicher Besuch der heiligen Messe ein fixer Bestandteil, und ihr Weltbild war ein tief katholisches, alle anderen Religionen lehnte sie ab, es wird ihr sogar ein stark ausgeprägter Antisemitismus nachgesagt. Es blieb daher ihrem Nachfolger Joseph II. überlassen, in Österreich die Religionsfreiheit und andere nachhaltige Reformen einzuführen, die Maria Theresia zu weit gegangen wären.

Maria Theresias Ehe mit Franz Stephan von Lothringen, der seine Erblande an Frankreich abtreten musste, um die Kaisertochter heiraten zu können, verlief sehr glücklich, obwohl der spätere Kaiser Franz I. als grosser Frauenfreund galt. Für Maria Theresia war er die Liebe ihres Lebens und ein kongenialer Partner, der ihr das Regieren überließ, sie mit reichem Kindersegen bedachte und sich im Grunde den Dingen widmete, für die er eine grosse Begabung hatte: den Wissenschaften und der Ökonomie. Dank seiner geschickten Investitionen erwarb er ein riesiges Vermögen, das der Habsburger-Dynastie bis ins 20. Jahrhundert zugute kam. Mit seinem Naturalienkabinett legte er den Grundstein für die Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien und er begründete auch die Menagerie im Schlosspark von Schönbrunn.

Saturn regiert im Horoskop Maria Theresias das 7. Haus und steht in der Waage erhöht. Sie geht also mit persönlichen Beziehungen sehr ernsthaft und verantwortungsvoll um und braucht eine Atmosphäre der Sicherheit und des Vertrauens, um sich einem Partner zu öffnen. Das 5. Haus steht für Lebensfreude, Spiel, Spaß, und auch für Kinder. Auch der aufsteigende Mondknoten befindet sich darin und ist wohl ein Hinweis darauf, dass sie die Aufgabe hat, sich auf ihrer ganz persönlichen Bühne zu verwirklichen, und das mit Hilfe ihrer Kinder und einer verantwortungsbewussten Partnerschaft. Als der geliebte Ehegatte viel zu früh verstarb, versank Maria Theresia in Trauer und Depressionen – die Neigung dazu ist wohl durch den Mond im 12. Haus gegeben, obwohl sie sich sonst einer robusten Gesundheit erfreute (Stier-Konstitution), der auch die zahlreichen Schwangerschaften und Geburten nichts anhaben konnten. Die Pocken, damals eine gefürchtete Krankheit, die zahlreiche Mitglieder der kaiserlichen Familie dahingerafft hatte, überlebte Maria Theresia, doch im Alter kamen ausser der Schwermut auch Korpulenz, Atemprobleme und andere Unpässlichkeiten hinzu. Sie befasste sich in ihren letzten Lebensjahren viel mit dem Tod, besuchte zumindest einmal pro Monat die Kapuzinergruft, in der ihr Gatte sowie mehrere Kinder und Schwiegerkinder bestattet waren und sah ihrem eigenen Tod mit Gleichmut entgegen. Im November 1780 zog sie sich eine schwere Verkühlung zu, an der sie am 29. November im Alter von 63 Jahren verstarb. Sie wurde im prunkvollen Doppelsarkophag neben ihrem Ehemann in der Kapuzinergruft beigesetzt.